Pioneer DJM-A9 vs DJM-900NXS2 – Lohnt sich das Upgrade?

  1. Drei neue Beat-FX Effekte

Pioneer DJ hat dem DJM A9 drei neue Beat-FX-Effekte in der Effekt-Einheit gegönnt. Und zwar Möbius, Triplet Roll und Triplet Filter. Was sich erst einmal gut anhört, ist, wenn man genauer hinsieht, eigentlich nur eine geschickte Marketing-Strategie. Denn die Anzahl der Beat-FX Effekte ist mit 14 Effekten gleichgeblieben. Es wurden nämlich auch gleichzeitig 3 richtig coole Effekte, die beim DJM 900 NXS2 noch vergönnt waren, wieder rausgeschmissen. Und zwar Pitch, Slip Roll und der Vinyl Brake. Aus meiner Sicht leider ein Rückschritt. Manche könnten jetzt argumentieren, den Vinyl Brake braucht man ja jetzt nicht unbedingt, da die Funktion ja bei den CDJs über den Vinyl Speed Adjust Regler eingestellt werden kann und beim Stoppen des Tracks den gleichen Effekt erzielt. Ebenso bei Vinyl-DJs, die beim Technics 1210 für den Effekt nur auf Stopp drücken müssen. Das ist grundsätzlich zwar richtig, aber man stoppt den Track dann eben auch.  Wohingegen der Track beim Verwenden des Vinyl Brake-Effekts am DJM 900 NXS 2 weiterläuft und man sofort wieder in den Track einsteigen kann, vergleichbar mit der Slip-Funktion an den CDJs. Die neuen Effekte sind aus meiner Sicht leider auch eher unbrauchbare Effekte, und daher zumindest für mich keine Verbesserung. Mehr noch, eher ein Rückschritt gegenüber dem DJM 900 NXS2.

  1. Mikrofon Effekte

Dass dem Mikrofon-Kanal nun per Knopfdruck und Parameterregler sofort ein Reverb (also einen Raum) und ein Echo (also ein Delay) zugeteilt werden können, finde ich eine sinnvolle Verbesserung. Denn es kann ja durchaus auch sein, dass der DJ selbst einen Beat-FX-Effekt zum Mixen benötigt und zusätzlich z. B. eine Sängerin am Start ist, die ebenfalls ein Reverb und ein Delay benötigt. Das würde zum einen nicht funktionieren, da man über die Beat-FX-Sektion dem Mikrofon immer nur einen einzigen Beat FX Effekt (also entweder Reverb oder Echo) zuweisen kann und auch nur einem oder allen Kanälen gleichzeitig zugewiesen werden können. Somit könnte der DJ lediglich den einen ausgewählten Beat-FX-Effekt zum Mixen und fürs Mikrofon der Sängerin nutzen. Daher ist die Integration der separaten Mikrofon Effekte eine sinnvolle Verbesserung. Die „Spaß“-Effekte Megaphone und Pitch hätte ich persönlich weggelassen und lieber dem Mikrofon 2 ebenfalls eine separate Effekt-Einheit gegönnt. Ich kenne tatsächlich jetzt niemanden, der die Effekte Pitch und Megaphone ernsthaft nutzen würde. Es sei denn, man ist ein Scooter-Fanboy oder arbeitet auf dem Rummelplatz als Animateur bei der Wilden Maus.

  1. Neuer Magvel Crossfader der dritten Generation

Der neue Magvel Crossfader ist lt. Pioneer DJ der sog. dritten Generation zuzuordnen. Auch dieser Fader ist magnetisch und somit langlebiger und reaktionsschneller als der bisherige. Vom Gefühl her kann ich das jetzt leider nicht so richtig beurteilen, da ich grundsätzlich nie mit einem Crossfader arbeite. Für mich fühlt sich der neue Magvel Crossfader im Grunde nahezu genauso an, wie beim DJM 900 NXS2.  Signifikante Unterschiede sind mir jetzt vom Feeling her nicht aufgefallen.

  1. Der DJM A9 soll über einen besseren Klang als der DJM 900 NXS 2 verfügen

Der DJM 900 NXS 2 war aus meiner Sicht klanglich für das menschliche Ohr eigentlich nicht mehr zu toppen. Das hatten auch sehr versierte Tontechniker bestätigt. Den von Pioneer DJ beworbenen, besseren Klang seitens des DJM A9 durch die neuen 32-Bit-D/A Wandler für hochauflösenden Sound on ESS Technology kann ich in meinem Studio jetzt nicht heraushören. Ich bin aber auch kein Maßstab mit meinen 51 Jahren. Denn mit zunehmendem Alter ist es eh immer schwieriger, bestimmte Frequenzen herauszuhören und dadurch gerade für ältere Semester sicher nicht hörbar. Grundsätzlich bin ich aber auch der Meinung, dass man solche marginalen Unterschiede vor allem im Labor feststellen kann oder nur von sehr geschulten Ohren erkennbar sind. Dass man in einem Club und gar auf großen Festivals klanglich irgendwelche Unterschiede zwischen einem DJM 900 NXS 2 und dem DJM A9 hört, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Aber der DJM A9 klingt definitiv sehr gut. Das kann ich auf jeden Fall bestätigen.

  1. Das neue Farbdisplay

Das Display ist nun farbig und sieht etwas moderner aus, wobei ich die Informationen beim bisherigen Display des DJM 900 NXS2 sehr gut ablesen konnte und ich hier nichts auszusetzen hatte. Durch das neue Farbdisplay hat man das Gefühl, man könne die Taktarten für die Effekte direkt auf dem Display auswählen. Es ist aber kein Touch-Display.

  • Was ist noch wichtig zu wissen?Der DJM A9 unterstützt Rekordbox und Serato DJ Pro. Bei Serato DJ Pro muss man allerdings eine Lizenz erwerben bzw. besitzen, um Serato DJ nutzen zu können.Der Mixer verfügt nun über ein Netzanschlusskabel, welches gegen versehentliches herausziehen geschützt ist.

    Was finde ich am DJM A9 schlechter, als beim DJM 900 NXS2?

    1. Der DJM A9 hat keinen Balance Poti mehr. Der Platz musste für den 2-Band-EQ des Booth-Ausgangs (Höhen und Mitten) weichen. Aber das ist nur meine persönliche Meinung. Sicher sehen viele von Euch das komplett anders.
    2. Der Austausch der Beat-FX-Effekte Möbius, Triplet Filter und Triplet Roll gegen Vinyl Brake, Slip Roll und Pitch.
    3. Der DJM A9 ist mir persönlich mit einem Gewicht von 10,2 kg und den Maßen von 40,8 cm Breite, 10,8 cm Höhe und 45,8 cm Tiefe zu groß und zu schwer, gerade, wenn man den Mixer hin und wieder transportieren muss. Der DJM 900 NXS2 wiegt 8 kg, also mehr als 2 kg weniger. Zudem ist der DJM 900 NXS 2 mit einer Breite von 33,3 cm und einer Tiefe von 41,4 cm ganze 7,5 cm schmaler und 4,5 cm kürzer als der DJM A9. Der DJM A9 ist wirklich ein riesiges Monster. Und das ist nicht positiv gemeint.

    Die „Verbesserungen“ am DJM A9 sind meiner Meinung nach viele kleine Dinge, die den Mixer zwar ein kleinen wenig besser machen, aber auch unübersichtlicher und reparaturanfälliger. Denn je mehr Teile verbaut sind, umso mehr kann auch kaputt gehen. Ob man als DJ tatsächlich von den Verbesserungen am DJM A9 profitiert, hängt vom DJs selbst und vom entsprechenden Einsatzgebiet ab. Für größere Clubs und Diskotheken oder Festivals, für die der Mixer primär ja auch gedacht ist, sind die Neuerungen aus meiner Sicht eine wirkliche Verbesserung gegenüber dem DJM 900 NXS2. Für kleinere Clubs, für DJs, die sich das Gerät nur für zu Hause kaufen wollen und für Wedding-DJs ist der DJM A9 eher nicht zu empfehlen, da er diesen Zielgruppen keine nennenswerte Innovation gegenüber dem DJM 900 NXS 2 bietet. Zudem ist er zu schwer, zu groß für den Transport und vor allem zu teuer.  Hier würde ich eher den DJM 750 MK2 empfehlen bzw. den Nachfolger, der in Kürze erwartet wird. Oh. Habe ich mich da etwa versquatscht?

Was hätte ich mir gewünscht am neuen DJM A9?

XLR-6,3 mm Kombi-Buchsen für beide Mikrofoneingänge, anstatt nur einer Kombibuchse für Mikrofon 1 und einem 6,3 mm Klinke-Anschluss für Mikrofon 2

Beibehaltung des Master Balance Poti und des Vinyl Brake Effekts

Beat FX Kanal Buttons direkt unterhalb der Cue Buttons, anstatt rechts unterhalb der FX-Auswahl

Mindestens 3 LAN-Anschlüsse, um keinen zusätzlichen LAN HUB / SWITCH mehr anschließen zu müssen, welchen man ja für die Verbindung zweier CDJs mit dem DJM A9 nach wie vor braucht, um beispielsweise Tracks über Touch preview bzw. Touch Cue vorzuhören zu können. Eigentlich ein Unding, dass man das beim neuen DJM A9 nicht berücksichtigt hat.

Ja, jetzt müsst Ihr entscheiden, ob Euch die Neuerungen einen Wechsel zum DJM A9 und vor allem 2.800 EUR wert sind.

Hier mein Video zum Vergleich Pioneer DJM A9 vs DJM 900 NXS2